Schnell und billig von CMYK nach RGB
11. Mar 2015
Arminius
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Langweilige Tutorials gibt es genug. Grafiker, die mit wehmütigem Blick auf ihren Rechner starren, während Photoshop stapelverarbeitet, ebenfalls. Also ändern wir das mal …

Unser heutiges Reiseziel liegt in einem Land voller Mythen und Mysterien, die sich bei näherer Betrachtung als Perlen der Befehlssprache erweisen: wir reisen ins Shangri-La der Arbeitserleichterung - ins Terminalfenster! Die Anreise beginnt in der Economy-Class mit dem Öffnen des Terminalfensters. Zum Einsteigen rufen wir Spotlight auf (⌘ und Leertaste) und geben “Terminal” ein.

Terminalfenster

Noch ein Tipp vom Vielflieger: wer gerne First-Class unterwegs ist, sollte einen kleinen Stop-Over bei der Seite  http://iterm2.com/ einlegen, das verbessert das Reiseerlebnis ungemein.

Nach der Ankunft geht es gleich zur ersten Attraktion: sips - dem “scriptable image processing system”, das Apple netterweise anbietet. Das Kommando dazu lautet wenig überraschend sips.

sips-Aufruf

Die offziellen Reiseführer empfehlen die (mehr oder weniger interessante) Route über die Online-Hilfe zu nehmen, indem wir sips --help eingeben, aber unser Reiseziel ist etwas individueller, wir wollen ja schnellstmöglich von CMYK nach RGB kommen, daher nehmen wir eine kleine Abkürzung.

sips kann eine Datei bearbeiten und das Ergebnis in eine zweite Datei schreiben, dafür gibt es eine eigene Option --out, nach der ein Name für die Ausgabedatei angegeben werden kann, damit sich ahnungslose Touristen nicht die Originaldatei kaputt machen. Nachdem wir alle in Urlaubslaune sind, kann gerne auch jemand mutig werden und sips nur mit dem Namen der Ausgangsdatei aufrufen, die wird dann direkt umgewandelt. Das funktioniert im Normalfall problemlos, alte erfahrene Reisende empfehlen das aber nur, wenn die Datei jederzeit wieder hergestellt werden kann. Naja, es gibt auch jedes Jahr Touristen, die in Spanien mit Stieren um die Wette laufen … ;-)

Auf der Hauptstrasse sehen wir einen Wegweiser zu einer weiteren Option, die wir auf keinen Fall versäumen sollten: -m oder --matchTo, um ein Farbprofil anzugeben, zu dem konvertiert werden soll. Uuiiii, eine echte Option, noch dazu mit gleich zwei Möglichkeiten (ein Minuszeichen oder zwei Minuszeichen)! Da staunen die Besucher, vor allem wenn die Einheimischen Alten auf der Parkbank nette Anekdoten erzählen wie diese alte Legende:

In den alten Zeiten, als bärtige Männer zu Südstaaten-Rock die ersten Unix-Versionen programmierten, gab es als Eingabegeräte noch keine Monitore, sondern Fernschreib-Terminals. Daher war Kürze bei der Eingabe von Befehlen eine Notwendigkeit. Um bestimmte Aspekte eines Kommandos zu beeinflussen, schufen die Code-Weisen daher die “Optionen”. Da die Betätigung der Shift-Taste damals (mechanische Tastaturen!) noch mehr Arbeit erforderte, wurden Optionen als einzelne Kleinbuchstaben eingegeben und als Kennung, dass es sich um eine Option handelte, das Minuszeichen benutzt. Minus, weil auch ohne Shift erreichbar - klingt komisch, ist aber so. Dann schufen die Zauberer von GNU so mächtige Befehle mit so vielen Optionen, dass die einzelnen Buchstaben ausgingen oder nicht mehr zu merken waren, weil es drei Optionen gab, auf die z.B. das “f” als Option passen würde. Nach noch mehr Südstaaten-Rock und noch mehr Bier kam ein Zauberer auf eine Idee: “lasst uns zwei Minuszeichen schreiben, damit das Programm merkt, dass wir dann Optionen meinen, die mehr als einen einzelnen Buchstaben haben!“. Ehrfürchtiges Schweigen rundum…. “Gut, ok, dann schreiben wir für jede kurze auch eine lange Option, ich will mich nicht entscheiden müssen”, entgegnete der alte Unix-Weise. So wurde es geschrieben und so wurde es getan. Aus diesem Grund ist es völlig egal, ob jemand nun “-m Dingsbums” oder “--matchTo Dingsbums” schreibt. Solange man weiss, was “m” bedeutet oder ob es nicht doch “b”, “n” oder etwas kleines Blaues sein sollte …

Wieder zurück aus der Vergangenheit, müssen wir nun nur noch wissen, wo denn auf dem Mac die Halde der Farbprofile zu finden ist. Diese ist in folgender  kleinen Avenue der Dateien zu finden: /System/Library/ColorSync/Profiles/ Hier sollten auch alle anderen Profile, die man herunter geladen hat, abgespeichert werden.

Nun sind wir fast am Ziel. Wir leeren die Cocktailgläser und begeben uns zum Strand, wo die große Show gleich beginnt. Dazu nehmen wir eine hübsche CMYK-Bilddatei in den Arm und geben folgendes Kommando ein (nehmen wir mal an, Bild_cmyk.jpg), natürlich alles in einer Zeile:

sips --matchTo /System/Library/ColorSync/Profiles/AdobeRGB1998.icc Bild_cmyk.jpg --out Bild_rgb.jpg

sips konvertiert eine Datei

Haha! Feuerwerk am Strand! Und eine brandneue Datei mit dem Namen Bild_rgb.jpg, die brav im RGB-Farbraum bleibt, weil wir das als Ausgabedatei mit der Option --out so haben wollten. Natürlich sind wir abgebrühte Reisende und glauben nicht jedem einheimischen Hütchenspieler. Deshalb öffnen wir im Finder mit ⌘-I auch die Informationen, nachdem wir auf die Datei geklickt haben. Was sehen wir?

Die Dateiinformationen

Als Ratschlag für ein Mitbringsel von dieser Reise noch der Einkaufstipp, dass die CMYK-Bilder und die RGB-Bilder idealerweise in einem eigenen Ordner liegen, dann können nämlich auch die Dateinamen gleich bleiben und das erleichtert die Ausreise doch sehr, müssen doch keine Dokumente auf einen anderen Namen ausgestellt werden. Selbstverständlich haben wir die Ordner vorher angelegt, damit sips diese auch finden kann. Auch dazu ein Beispiel:

sips --matchTo /System/Library/ColorSync/Profiles/AdobeRGB1998.icc /Users/xyz/Pictures/cmyk/Hase.jpg --out /Users/xyz/Pictures/rgb/Hase.jpg

Das war unser Kurztrip nach RGB-Land. Für alle Abenteuerlustigen geht es das nächste Mal weiter ins Landesinnere in der Folge “Hurry up, Harry – viele Dateien auf einmal zerstören, äh verarbeiten”. ;-) Lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt und bis bald!